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30.06.2011 |
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Zeichen sollten... |
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... sollten sich auf unmittelbare Erfahrungen beziehen und nicht auf etwas Abstraktes, ein Ding an sich. Es ist das Wesentliche, dass ich die Erwar-tung nicht nur mit dem muss vergleichen können, was als die endgültige Antwort (Verifikation oder Falsifikation) betrachtet wird, sondern auch mit dem gegenwärtigen Stand der Dinge. Nur das macht die Erwartung zum Bild. D.h.: sie muss jetzt Sinn haben.* |
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28.06.2011 |
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Eine Poetologie |
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Nicht die meine, aber doch recht überzeu- gend auch wenn ich die aus dieser Hal- tung entstandenen Gedichte nicht son- derlich schätze: "Es stimmt", schreibt Yves Bonnefoy in einem EMail-Gespräch, das seit Jahren seine bevorzugte Form ist, Interviews zu führen und aus dem die poetologischen Auskünfte dieser Zeilen stammen, "dass die Poesie ein Versuch ist, der Wirklichkeit auf nichtbegriffliche Weise zu begegnen. Mit ihren Wörtern trachtet sie danach, den direkten Bezug zu den benannten Sachen zu beleben, damit diese von ihrer begrifflichen Einkerkerung befreiten Gegenwarten für uns einen vollständiger bewohnbaren Ort ergeben. Nichts ist so falsch, wie alles auf den Diskurs zu reduzieren, auf den notwen- digerweise begrifflichen Diskurs, der die Wahrheit als Formel anbietet. Die Poesie ist ein Kampf gegen den Diskurs, das, was ich das gesprochene Wort (parole) nenne und seine Wahrheit." [...] Allerdings: "Um das Projekt der Poesie zu verstehen, muss man sehr wohl begriffliches Denken einsetzen. Ich verlange nur, dass es sich nicht als sein eigenes Ziel ansieht. Es soll sich nicht über Systemen schließen, die sich selbst genügen. [...] Das Gedicht ist viel weniger eine neue Art, in der Welt zu sein, die sich auf keine Formulierung mehr zurückführen ließe, als ein Kampf über mehrere Stufen des Bewusstseins hinweg." Quelle: Der Himmel in der Pfütze. Gregor Dotzauer über Yves Bonnefoy am 17.06.2011 im Tagesspiegel |
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26.06.2011 |
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Lieblingspfeile |
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Lieblingspfeil Nr. 1243 Früher Pfeil Der Zeigertelegraf hier ein Exemplar aus dem Jahr 1856 erlaubte es, einzelne Buchstaben zu übermitteln, ohne dass man dafür das Morsealphabet lernen musste. Man stellte auf dem sendenen Gerät von Hand einen Buchstaben ein, der dann auf dem empfangenden Gerät angezeigt wurde. Damit war der Zeigertelegraf ein Vorläufer des Fernschreibers und des Telefaxgerätes. Warum die zwei Pfeile in der Anzeigetafel zum Einsatz kamen? Vielleicht dienten sie zur Überprüfung der Anzeigegenauigkeit: ich sende "Pfeil nach oben", steht Dein Zeiger jetzt auch auf "Pfeil nach oben"? Allerdings hätte man das auch mit jedem anderen Zeichen machen können. Oder man signalisierte mit den Pfeilen "Anfang" und "Ende" einer Nachricht? Oder es wurde ein "Senden" und "Empfangen" angezeigt? |
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25.06.2011 |
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Lieblingspfeile |
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Lieblingspfeil Nr. 1242 Gedoppelter Pfeil Am Wartenummerautomaten haben mutmaßlich genervte Mitarbeiter des Finanzamtes Prenzlauerberg / Weißensee einen extra deutlichen Hinweis angebracht, welchen Knopf man für eine Wartenummer für einen Termin für KFZ-Steuer Angelegenheiten drücken muss. Schlussendlich war ich zwei Mal da, nach dem ersten Mal hatte ich, etwas enttäuscht von der Pfeil-Ausbeute im Finanzamt, vor dem Arbeitsamt, dem sogenannten Jobcenter, fotografiert... Alle die hier ein und aus gingen legten noch weniger Wert darauf als sonst schon die meisten Menschen, die einem beim Fotografieren auf der Straße so vor die Kamera laufen, fotografiert zu werden. Klar. |
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23.06.2011 |
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Welt, Bild und Schrift |
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"Hier kehrt einer zu den Wurzeln des Genres zurück, zu den verdichteten und verrätselten Innenbildern. In dieser sensiblen Zeichnung mit dem Titel "Brief an ..." erscheint einem jede Linie in ihrer Buchstäblichkeit als eine sich fein aneinander fügende Letternreihe, mit den Farbwechseln als Kapitelüberschriften. So entsteht nicht nur ein Zusammenklang, sondern ein schlüssiger Zusammenhang und was ist das anderes als Schrift?" So oder ähnlich hätte man durchaus über die rechts zu sehende Zeichnung schreiben können allerdings nur in Un- kenntnis des anläßlich der Übereignung der Grafik stattgehabten Dialogs: "Papa, guck mal, ich habe dir einen Brief geschrieben." "Oh, danke schön." "Kannst Du ihn mir vorlesen?" "Weist du denn nicht, was darin steht, du hast ihn doch selbst geschrieben?" "Nein, bitte lies du ihn mir vor!" Ich hatte vorher auf Wunsch des Kindes einen Brief an eine seiner Puppen ge- schrieben und ihn dann auch vorgele- sen. Die Art und Weise, wie das Kind nun auch mir einen Brief schreiben wollte und wie es dann dabei zu Werke ging, lies mich an Strategien von Künstlern denken... deren Arbeiten dann bei be- stimmten Kuratoren auf Begeisterung stoßen. |
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21.06.2011 |
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Kunstpfeil_25 |
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In der mich jetzt nicht so beeindruckenden Ausstellung "based in berlin" gab es immerhin Arbeiten einer Künstlerin zu sehen, die exzessiv mit Pfeilen arbeitete: Mariechen Danz mit Organ Mapping und Soil Sample Body Dig, wobei mich beide Male der Umgang der Künstlerin mit den Pfeilen nicht sonderlich überzeugte. Demnächst mehr dazu... |
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20.06.2011 |
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Bist Du etwa dafür, das Kunst... |
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...ablesbare Botschaften meidet? Diese Frage bezieht sich auf meinen wohl in diesem Sinne missverständ- lichen Eintrag vom 17.06.2011. Nun, ein gutes Beispiel für die Gespräche darüber, ob und wenn ja, wie meine Arbeit eine klare Botschaft hat oder nur gerne hätte, waren die Diskussionen mit Stephan Berg damals Leiter des Kunst- vereins Hannover, heute Intendant des Kunstmuseum Bonn. Berg ist nicht nur der wohl einflußreichste Kurator und Lobbyist, mit dem ich es bis jetzt so zu tun hatte, sondern auch prototypisch für viele Kunstbetriebsleute mit seiner Haltung zu meiner Arbeit: er war immer dagegen, eine Legende (also eine Zeichenerklärung) zu meinen Darstellern* in meinen Ausstellungen zu zeigen,** weil er meinte, ich würde so das Ge- heimnis der Arbeit entbergen und meine Kunst damit ins Profane ziehen, sie gar wie zu einer Art Illustration verkommen lassen. Mein Versuch der Widerlegung dieser Ansicht mit Hinweis, dass, wer neben ein Gedicht ein Lexikon und ein Etymo- logisches Wörterbuch lege, damit noch lange nicht das Gedicht interpretiert und erklärt haben würde, konnte ihn nicht überzeugen. Nicht wenige, denen ich von solchen Ge- sprächen erzählte, meinten, als Kurator und Kunstvermittler würde Stephan Berg eben besorgt sein, einen Informationsvor- sprung (die Grundlage so vieler Geschäfts- modelle) und somit auch die Deutungs- hoheit zu verlieren... was sicher nicht ganz falsch ist. Aber so jemandem wie Berg habe ich es immer abgenommen, dass er wirklich an das glaubt, was er so erzählt... |
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19.06.2011 |
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Pfeilsituation_16 |
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"Den kannste in der Pfeife* rauchen!" Mit sehr heiserer Stimme kommentiert ein vorbei schlendernder Mann die Qualitäten eines Rechtsanwalts, dessen Werbung ich wegen eines in ihr zum Einsatz kommenden eigentümlichen Pfeiles fotografiere. "Der verspricht viel, tut nüscht und zockt die Harz-IVler nur ab." Meine Antwort, dass mich das bei dem Aussehen und der Platzierung der Wer- bung nicht weiter überraschen würde, kommentiert er nicht weiter... Was bedeutet nun aber die seltsame Unterbrechung der Pfeilbahn? Normaler Weise nutzt man diese grafische Form, um eine proportional nicht kor- rekte Abbildung eines Größenverhältnis- ses, etwa in einem Balken-Diagramm oder bei einer Lageskizze, in einer an- sonsten doch maßstabsgerechten Grafik deutlich zu machen. Ob der hier werbende Anwalt so potentiell Interessierten deutlich machen will, dass die Länge der Pfeilbahn nicht die Distanz von diesem Schild bis zu seiner Rechtsan- waltspraxis nachvollziehbar abbildet? Oder sind es doch deutlich mehr als 100 Meter? Oder will er nur deutlich machen, dass 100 Meter einem doch deutlich länger vorkommen können, als gedacht? |
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17.06.2011 |
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Google II |
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In einer Ausstellungsbesprechung war zu lesen, man sähe "eine Kunst, die viel andeutet, aber ablesbare Botschaf- ten meidet." Das ist ja nun Mal eine putzige Kritik ging es in den letzten 100 Jahren in der (west- lichen) Kunst auch nur ein einziges Mal um "ablesbare Botschaften"? Bei Unklarheiten hilft heutzutage der Google- Test, und der ergibt für "ablesbare Botschaf- ten" ohne weitere Zusätze wie Kunst oder Bild ganze 6 Treffer! Und darunter sind 4 direkte oder indirekte Hinweise auf den Ar- tikel, in dem ich das Zitat gefunden habe: "Hauptstadt der Superbohnen" von Sebasti- an Preuss über die Ausstellung "Based in Berlin" in der FR am 15.06.2011. |
Ein "gutes Beispiel für die Setzung all- gemeingültiger Zeichen ist Mario Merz mit seinen Iglus." Ach nee?! Für "Setzung allgemeingültiger Zeichen" gab es 1 Treffer (!) bei Google - und zwar zu dem Artikel, aus dem ich das habe: "Das Gesicht der Kunst: Die 42. Ausga- be der Art Basel als Spiegel einer glo- balen Kunstszene" von Philipp Meier am 15. Juni 2011 in der NZZ. Nur "allgemeingültige Zeichen" gibt im- merhin 197 Treffer der 1. Treffer ver- weist zu einer Seite über DIN 21920-1, der 2. Treffer erklärt, was ein Pikto- gramm ist und der 3. führt zu "Bergmän- nisches Rißwerk; Petrographie; Allge- meingültige Zeichen; Sedimente". Weiter geht es mit Logodesign, geolo- gischen Zeichen, Symbolen in SMS Nachrichten und noch mehr Bodenkun- de... Und "allgemeingültige Zeichen" & Kunst als Suchbegriffe gibt 65 Treffer: der 1. Treffer ist ein Ausstellungebericht über eine Doppelausstellung von Joseph Beuys und Ewald Mataré ("Konzentration und Offenheit") im Gerhard Marcks Haus in Bremen im Jahr 2005 mit dem in der Besprechung auftauchenden Satz: "Bei- de Künstler suchten durchaus allgemein- gültige Zeichen." Über "nichts meinende Zeichen" hat anscheinend noch kaum jemand ge- schrieben: 0 Treffer. Erstaunlich. |
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15.06.2011 |
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Google I |
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Unter http://images.google.com/ findet sich die überarbeitete Bildersuche von Google, bei der man auch Bilder als "Suchvorlage" eingeben kann. Links habe ich 4 Versuche dokumentiert, bei denen ich die Suchmaschine nach Zeichnungen von mir habe suchen lassen. Beim 1. Versuch (hier die Vorlage) habe ich viele schöne "optisch ähnliche Bilder" angezeigt bekommen. Ich fühle mich durchaus verstanden. Beim 2. Versuch (hier die Vorlage) bekomme ich eine Übereinstimmung angezeigt! Es ist die Zeichnung von mir! (Ich hatte die Bildvorlage hochgeladen und nicht das Bild von meiner Website als Quelle angegeben. Und das gefundene Bild ist größer und heißt auch etwas anders als die Suchvorlage. Leider erfasst Google nicht alle meine hochgeledenen Zeichnungen und Fotos... ) Und die "optisch ähnlichen Bilder" finde ich durch die Bank interessant. Beim 3. und 4. Versuch (hier und hier die Vorlage) wird deutlich, wie sehr die Bildersuche auf Farbe und Struktur der Vorlage reagiert. In beiden Vorlagen gab es mehr oder weniger geschlossene und farbige Flächen. Die jeweiligen Suchergebnisse sind von diesem Umstand sehr beeinflusst und unterscheiden sich deshalb deutlich von den Ergebnissen der ersten Bildersuche. Aber beide Male sind wieder viele interessante Vorschläge unter den "optisch ähnlichen Bildern" dabei... allerdings keine "Übereinstimmung". Für mich ist diese Suchfunktion nicht nur ein prima Spielzeug, sondern durchaus hilfreich, um über meine Bildfindungen nachzudenken. Über den möglichen Mißbrauch der Funktion mag man gar nicht nachdenken... allerdings lässt Google Aufnahmen von Menschen als Suchvorlage nach eigenen Angaben bewusst nicht zu, selbst wenn das technisch kein Problem darstellt. Nur: das sich da was ändert, ist bestimmt nur eine Frage der Zeit... Zum Thema Google-Spiele siehe auch mein Beitrag hier zum Google Ngram Viewer. |
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14.06.2011 |
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Unangemessene Geschichten |
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"Man sollte bei dem Film "Lola rennt" denselben Umkehrschluss ziehen, den Fredric Jameson im Hinblick auf Hemingways Stil vorschlug: Es sind nicht die formalen Eigenschaften von "Lola rennt", die die Geschichte angemessen zum Ausdruck bringen, sondern die Geschichte wurde erfunden, um diesen Stil praktizieren zu können."* In den nächsten Tagen wird es als Tages- zeichnungen wieder Auftragszeichnungen zu sehen geben, die nach Texten entstanden sind, die nicht von mir stammen und die in der Regel nicht mit der Absicht geschrieben worden sind, es mir und meiner Art zu zeichnen leicht zu machen. Darunter werden zum einen Auftragszeich- nungen sein, die letztes Jahr für die Gruppenausstellung Je mehr ich zeichne im Museum für Moderne Kunst in Siegen neu entstanden oder neu gezeichnet worden sind und die noch nicht online zu sehen waren. Und zum anderen auch ganz aktuell entstandene Auftragszeichnungen allerdings oft nach Texten, die sich schon seit einier Zeit bei mir angesammelt haben. |
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12.06.2011 |
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Lustige Fehler und Offenbarung |
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"Ich habe drauf los gezeichnet, auf ein- fachen Zetteln, im Dunkeln, mit ge- schlossenen Augen, unter einem Handtuch, einer Serviette, einer Decke... [...] und wenn ein mangelhafter Körperbau dabei heraus kommt, verfüge ich immer noch über genügend Wissen, um ihm den Anschein des Wahrhaftigen zu verleihen. [Der Zeichner wird dabei gefilmt, wie er zeichnet: die entstehende Zeichnung und seine Hand mit dem Stift ist groß im Bild zu sehen. Während er zeichnet, spricht er weiter:] Ich zeichne mal einen Arm. Gut, der ist gar nicht so schlecht. Mit den Rippen kenne ich mich hingegen nicht so gut aus, also kommen kleine Knubbel dort hin, die so ähnlich aussehen. Beim Schatten des Arms habe ich immer meinen Spaß, es macht mir Freude ihn ganz sorgfältig zu zeichnen. Der Hals sitzt nicht richtig, das macht aber nichts. Ich zeichne eben alles, was zu einem Hals gehört. Da [ der Zeichner setzt eine Linie im Bereich des Oberarms ] ist noch eine kleine Mulde. Über Anatomie wollte ich noch nie genaueres wissen, ich habe auch nie einen Kurs belegt, ich will absolut nichts über den Körperbau wissen, denn sonst kann ich keine lustigen Fehler mehr machen. Jetzt habe ich noch ein bißchen Masse angedeutet, Muskeln und so weiter... gar nicht schlecht platziert. Man könnte meinen, es würde alles stimmen dabei ist alles falsch."* "Einer der schönsten Sätze, die ich bei John Cheever gelesen habe, heißt: Erzählen ist nicht Nacherzählen. To tell a story is revelation, ist Offenbarung. In jeder Geschichte, auch wenn sie ganz real ist, um das Wort realistisch zu vermeiden, muss es eine Offenbarung geben. Man muss etwas anderes sehen können als das Kanonisierte. Der Blick des Lesers muss etwas entdecken können vom Menschen, was er vielleicht geahnt hat, was ihm nicht deutlich war. Sonst ist es keine Erzählung. [...] Erzählen heißt Offenbarung, auch für den, der erzählt. Auch er muss überrascht werden von dem, was er erzählt."** Also ausnahmsweise mal ein also: zeichen was man weiß und wie es kommt. Ohne sich vorher zu viel langweiliges Wissen anzueignen. Nicht nach der Anschauung arbeiten, also nichts abzeichnen, bzw. nachzeichnen. Und auch beim Schreiben nicht nacherzählen, sondern vorerzählen. |
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10.06.2011 |
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"Kernschmelze" und "Durchschmelze" |
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Oder: dann doch noch mal was zu TEPCO_III Fukushima und Tschernobyl. "Wer also eine Sprache verstehen will, wer Erinnerungen mit anderen Menschen austauschen will, der muß mit diesen anderen erst gemeinsame Erinnerungen an eine gemeinsame Wirklichkeitswelt besitzen."* Diese sinnstiftende Grundlage bilden die beiden schlimmsten Unfälle in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomkraft zweifellos. "Bei dem normalen Menschen ist Sach- und Wortgedächtnis aufs engste miteinander verbunden. Ja diese Verbindung ist eine bloße Tautologie, wenn ich mit der Behauptung recht habe, daß die Sprache oder der Wortschatz eines Menschen eben nichts anderes sei als sein individuelles Gedächtnis für seine Erfahrung. Die Sprache ist nichts als Gedächtnis, weil sie gar nichts anderes sein kann."* Von "Kernschmelze" war erstaunlich wenig zu lesen, von "Durchschmelze" noch weniger. Bei der Durchschmelze schmilzt der Kernbrennstoff durch den Boden des beschädigten Reaktordruckbehälters in die umgebenden Sicherheitsbehälter und weiter durch die äußeren Behälter bis in das Erdreich, mit direktem Kontakt zu Luft und Wasser. Inzwischen finden sich vereinzelte Berichte dazu, wobei mir nie so ganz klar war, wie bei einer Kernschmelze ein Durchschmelzen aus dem Sicherheitsbehälter in den Boden langfristig hätte verhindert werden sollen. |
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08.06.2011 |
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Liniengedicht |
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Meine Linien hatten Koliken pfurzten rum wie nichts Gutes jetzt stinken sie nicht mehr gegen die Welt an (... so ungefähr waren Gedichte gebaut, die in den Lesebüchern meiner Schulzeit standen. Wirklich? Ja.) |
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07.06.2011 |
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Pfeil-Pilz-Unschärfe |
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Lieblingspfeil Nr. 1242 Pfeil-Pilz-Unschärfe Schöne Pfeil-Unschärfe: Pfeil und Pilz sind nicht sicher auseinander zu halten... |
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06.06.2011 |
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Die Kalküle von Ludwig, dem Igel |
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"Unsere Gegenwart ist bekanntlich von einem hochtourig laufenden Kapitalismus und einer religiös anmutenden Warenverehrung* geprägt. Jede einzelne Konsumentscheidung bedeutet uns und unseren Facebook-Freunden**, also der Gesellschaft***, irgendwas. Wir drücken unsere Wünsche und Ambitionen durch den Erwerb von Hosen, Autos, Möbeln, Gadgets und Kinderwagen aus."**** Was in der Aufzählung fehlt: Musik. Und Kunst. Nun, es geht in dem Text um Dinge, da ist es nachvollziehbar (wenn auch falsch), dass Musik als Ware keine Rolle spielt. Aber warum fehlt die Kunst? Vielleicht weil mit dem Kauf eines Kinderwagens heute auch ästhetischer Überschuss er- worben werden kann etwas, wofür man früher noch Kunst zu kaufen pflegte? |
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04.06.2011 |
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Michael Althen... |
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... wird in der Form geehrt, dass nach und nach fast alle seine Texte im Netz zugänglich gemacht werden. So traurig der Anlass, so schön diese Geste.* In der Einleitung zu einem kurzen Gespräch mit Jean-Luc Godard findet sich dies: Wo sich jeder durchschnittlich interessierte Kunstliebhaber bereitwillig mit den allerabstraktesten Kunstanstrengungen auseinandersetzt und um Verständnis ringt, da können im Kino die Bemühungen, sich vom Diktat des Geschichtenerzählens zu lösen, schon lange nicht mehr mit der Geduld der Zuschauer rechnen. Der ultimative Sieg Hollywoods besteht deswegen nicht darin, immer größere Zuschauermassen auf seine Seite zu bringen, sondern darin, auch die sogenannten Intellektuellen davon zu überzeugen, es sei wichtiger, bei „Titanic” mitreden zu können, als den neuen Godard gesehen zu haben. Von seinen letzten fünf Filmen kam nur einer bei uns ins Kino: „Nouvelle Vague” ohne Erfolg. |
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02.06.2011 |
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Kleinkind-Zen |
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Das Kind ruft, dass ich ihm bitte die Badezimmertür aufmachen soll. Warum, frage ich, warum machst du die Tür nicht selber auf? Seine Antwort erstaunt mich: ich kann nicht. Und warum kannst du nicht? Weil es nicht geht. Und warum geht es nicht? Weil. Also gehe ich nachgucken. Das Kind sitzt vor der Tür auf dem Boden, eine Hand an einem Spielzeug-Schiff mit einigen kleinen Passagieren. Ich erfahre, dass das Schiff nicht vom Boden, also dem Wasser, genommen werden darf. Und auch die Hand muss am Schiff bleiben, weil dieser Kontakt sein Schiff-sein, bzw. sein mit-dem-Schiff-sein, aufrecht erhält. Ich sehe ein: so kann er nicht aufstehen und die Tür aufklinken. Der Vorfall erinnerte mich an eine Zen-Geschichte über einen Mönch, der von seinem Lehrer die Aufgabe bekommen hatte, über Ochsen zu meditieren. Bei den wöchentlichen Treffen mit seinem Lehrer konnte dieser keine Fortschritte bei seinem Schüler feststellen wollte ihm aber auch keine weiteren Hinweise zu der Meditationsaufgabe geben. Obwohl ratlos, wie diese Aufgabe zu lösen sei, meditierte der Schüler weiter. Nach einigen Monaten schließlich verpasste der Schüler seinen wöchentlichen Termin bei seinem Lehrer und so ging der zur Zelle des Mönchs und rief: "Komm heraus, ich habe mit dir zu reden." "Ich kann nicht", antworte der Mönch. "Meine Hörner passen nicht durch die Tür." Ich kann nicht.... bei diesen Worten erlangte der Mönch die Erleuchtung. |
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01.06.2011 |
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Lieblingspfeile |
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Lieblingspfeil Nr. 1241 Gepunktete Pfeilbahn Ein Pfeil mit gepunkteter Pfeilbahn ist nie besonders zeigekräftig, in diesem Fall sind allerdings auch noch die Punkte der Pfeilbahn und die Pfeilspitze mit einer zeichnerischen Variante ihrer selbst gefüllt und so Doppelungen helfen erstaunlicher Weise fast nie, die Zeigewirkung zu stärken. |
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